Auf der Flucht vor den Häschern des römischen
Kaisers Diokletian zogen sich einige Christen in die schwer zugänglichen
Alpentäler von Piemont zurück. Dort lebten sie jahrhundertelang still
und unbeachtet ihren Glauben.
1172 nahm der Lyoner Kaufmann Petrus Waldus an einem Festbankett teil und erlebte da beim Mahl den plötzlichen Tod eines engen Freundes. Dieses Ereignis rief eine solche Erschütterung
in ihm hervor, dass er sich mit dem Sinn des Lebens und dem
christlichen Glauben auseinanderzusetzen begann. Schließlich bekehrte er
sich sich zu Jesus.
Beim Studium der Heiligen Schrift stieß er auf die auf den Stelle: „Wenn du aber vollkommen sein willst, dann verkaufe all dein Hab und Gut und gib es den Armen.“
Dies genau tat er dann auch, hüllte sich in ein einfaches Gewand und
nahm einen Wanderstab in die Hand. Einige Zeit später kam er zu den
Christen in den Alpentälern und fand dort erste Anhänger. Die Waldenserbewegung hatte ihren Anfang genommen.
Von dort aus zogen sie nun in die Umgegenden und verkündigten den
"wahren" biblischen Glauben, der eng an das Urchristentum angelehnt war
und eine einfache, bescheidene Lebensweise im Vertrauen auf Gott lehrte.
Natürlich dauerte es nicht lange bis die Aufmerksamkeit und bald auch
der Unmut der römisch-katholischen Kirchenleitung erregt worden war.
Ein Bischof verbot den Waldensern das öffentliche Predigen, und als sie
sich nicht daran hielten, erreichte er in Rom ihre Exkommunizierung.
Fortan galten die Waldenser als Ketzer und „vogelfrei“.
Als die Verfolgungen einsetzten gaben einige den
„waldensisch-christlichen“ Glauben auf, während die Anderen unter
Todesgefahr mutig weiter verkündigten und viele neue Anhänger in der
einfachen Bevölkerung gewannen. Viele von ihnen starben eines qualvollen
Todes.
Trotzdem überlebte die Waldenser-bewegung, auch weil ihre Anhänger sich
immer in die schwer zugänglichen Berge flüchten und sich dort
verstecken konnten. Im 16. Jahrhundert schlossen sie sich dem
Calvinismus an, was ihnen aber auch nicht schwere Verfolgungen im 17.
und 18. Jahrhundert ersparte. Noch heute gibt es weltweit etwa 90 000
Waldenser, davon leben etwa 50 000 in Italien.
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