Mittwoch, 1. Oktober 2014

Die Rückkehr des weißen Gottes


Gemäß eines alten indianischen Mythos hatte der „weiße Gott“ im Jahre Eins Rohr (nach aztekischem Kalender) sein Volk verlassen und war mit den anderen „weißen Göttern“ in ihren Schwanenbooten über das Meer davongesegelt. Aber dereinst würde er wieder zurückkehren und seinen verwaisten Thron wieder einnehmen. Und die Rückkehr würde auch wieder in einem Jahre Eins Rohr geschehen. Genauer gesagt am Tage Neun Winde. 

Der aztekische Kalender richtete sich nach dem Lauf der Gestirne und hatte einen 52 Jahre – Rhythmus. Mit Eins Rohr begann alle 52 Jahre ein solcher neuer Zyklus. Und jedes Mal wenn sich Eins Rohr und Neun Winde erhöhte sich die Spannung unter den Azteken.
    Als Cortez am 22. April 1519 mit seinen Mannen mexikanischen Boden betrat, hatte er nicht die geringste Ahnung, dass dies der Tag Neun Winde im Jahre Eins Rohr war. Und das dies genau an der Stelle geschah, an der gemäß der alten Überlieferungen der „weiße Gott“ auf und davon gesegelt war.
    Aztekische Späher begaben sich im Laufschritt sich in die Hauptstadt und berichteten ihrem Herrscher Montezuma, dass der „weiße Gott“ zurückgekehrt sei. Was bei dem das helle Entsetzen auslöste, denn er wusste was dies bedeutete. In den Prophezeihungen hieß es nämlich, dass das aztekische Reich untergehen würde, wenn der weiße Gott zurückkäme.

Ich denke, dass selbst der ungläubigste Skeptiker beeindruckt sein sollte von diesem schier unglaublich begünstigendem Zufall, dass Cortez ausgerechnet am exakt richtigen Tag und genau an der richtigen Stelle an Land ging. 
    Ohne diesen Zufall, der natürlich keiner gewesen ist, wäre die Geschichte Amerikas vermutlich anders verlaufen. Denn Montezuma war ob der geglaubten Unabwendbarkeit des Schicksals wie gelähmt, so dass die Spanier Zeit hatten Koalitionen zu schmieden und bis zur Hauptstadt der Azteken vorzudringen. Eine echte Gegenwehr der Azteken setze erst dann ein als fast alles schon zu spät war.

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